Lichtkunst


LICHTKUNST

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20111213

Licht ungleich Licht

Licht ist in der Physik eine elektromagnetische Welle. Das naturwissenschaftliche Weltbild analysiert genau, und ist doch gleich Schachmatt, wenn es um die Bedeutung des Lichtes für den Menschen geht. Die Meta-Physik umfasst alles, was über die Physik hinausgeht. Homer sagt alles ist nur Oberfläche. Für Platon sind die Ideen die wirklichere Welt. Das Sein steht aber für die wunderbare Tatsache, dass alles in sich selbst Wert hat und doch Zeichenhaft werden kann, als Symbol oder Metapher für etwas anderes.  Genau hier setzt der zivilisationskritische Ansatz von Hermann Präg an: das Inter-nette Abbild zeigt nur ein Smily-Face-book, nicht mehr. Die Innere Welt geht verloren weil ein Bilder-Tsunami sie mit visuellem Lärm restlos überschwemmt. 

Die mediale Welt hat jedenfalls große Probleme mit dem Inneren. Die Lichtsäule  kann als Metapher für den Menschen insgesamt gesehen werden: Durch die Medialisierung des Menschen in der Gegenwart, bekommt das äußere Erscheinungsbild des Menschen eine übergroße Bedeutung. Präg sagt: „Ich glaube, dass es deswegen bestimmte Inhalte, vor allem die des Inneren, sehr schwer haben, etwa im Internet, transportiert zu werden.“ Deswegen hat der Mensch heute einen gewissen Verlust des inneren Bereiches zu verkraften. Ich staunte nicht schlecht, als mich der Künstler Hermann Präg in sein Atelier, einen Geräteschuppen in einem Bregenzer Hinterhof führte, als ich sah, was da für brillante Lichtkunstwerke zwischen Fahrrädern und Schischuhen den Raum ausleuchteten. Die Entdeckung war allerdings nur eine persönliche, denn das Werk von Hermann Präg hat, (obwohl er am Kunstwerk bis jetzt nicht reüssieren konnte, er musste ein einziges bei einer Galerie in Kommission gegebenes Werk selbst wieder abholen), die höheren Kunstweihen spätestens im Juli 2011 erhalten, wenn ein (Kunstpapst Namens) Peter Weibel am ZKM, Zentrum für Medientechnologie, in Karlsruhe für diese Lichtsäule, die den Eindruck von „plastisch geformten und freischwebenden Lichtern“ vereint, ausgezeichnet hat. Der Künstler kann seine Kunst jedenfalls kompromisslos betreiben, wie er selbst sagt, weil er seine Brötchen als Lehrer am örtlichen BG-Gallusstraße verdient, und so auf Geld aus der Kunst nicht angewiesen ist.
 
Prometheus hat das Feuer aus dem Himmel gestohlen, um es den Menschen zu bringen. Dafür wurde er auf Veranlassung von Zeus an den Kaukasus geschmiedet, und ewig kommt ein Adler und frisst an seinen sich ständig erneuernden Eingeweiden. Christlich verschärft ist es Luzifer, der Lichtbringer, der den Menschen das Licht bringt und in die Hölle hinabstürzt. Gleichzeitig sagt Christus von sich „Ich bin das Licht der Welt“. Es gilt offenbar in der europäischen Geistesgeschichte zwischen Licht und Licht zu unterscheiden. Dabei sollte die gnostisch klare Aufspaltung in gutes Licht und böse Finsternis  vermieden werden, wiewohl der Schöpfergott ganz zu Beginn Tag und Nacht, Licht und Finsternis in einer nicht zu überbietenden kreativen Geste trennt. Der Unterschied von Kunstlicht und Kommerzlicht sollte in der „stillste Zeit im Jahr“ mit dem grellsten Lichtgeschrei  eigentlich leicht fallen. In der allgemeinen adventlichen  Lichtverschmutzung  auf Weihnachten zu, ist diese Lichtsäule jedenfalls eine Licht-Oase, und es ist uns allen ein Verweilen und Trinken an dieser Lichtstelle zu wünschen. Wenn die Nacht am längsten ist, leuchtet bekanntlich das Seelenfünklein eines kleinen Gottes auf, der im Licht des Ostermorgens alle erlösen wird. Im Land von „Zumtobel  Leuchten“, wo es auch exklusive Lichter zu Dumpingpreisen gibt, im Keller des Lichtshops für 1 Euro pro Stück,  da tut so eine Lichtsäule von Hermann Präg wirklich Not.
 
Die Geschichte des Künstlers ist geprägt durch einen erlittenen Übergang von der Malerei zur Installation, vom Dunkel zum Licht: „Ich wollte, dass das Schwarze das Weiße in meinen Bildern zum Aufleuchten, ja zum Blitzen bringt. Das heißt das Licht war für mich immer eine Randerscheinung.“ Auf einmal hat sich Hermann Präg in dieser Situation gefragt, warum er eigentlich nicht mit dem Weißen, dem Licht weiterarbeitet. Wie bei einer optischen Täuschung wechselte er plötzlich den Blickwinkel. So hat Präg den Sprung von schwarzen Bildern zu leuchtenden Installationen geschafft. Nun arbeitet er direkt mit dem Licht. Am liebsten hat er nämlich das „absolute Weiß“, weil die kommerzialisierte Buntheit findet man ohnedies schon überall in unserer „Neuen schönen Welt“, wie sich Aldous Huxley ausdrücken könnte. (Während Hermann Präg sich früher mit dem Dunkel seiner Bilder abkämpfte, hat er nun zum strahlenden Licht seiner Kunst-Säulen gefunden).Wenn er nun gemeinsam mit der markanten Lichtsäule auch malerische Arbeiten, Tusche auf Papier, ausstellt, dann geht er gleichsam auf seiner künstlerischen Entwicklung spielerisch einen Schritt zurück, sucht von Neuem im Schwarzen das Licht. Ins Auge fallen bei diesen Arbeiten, die ganz realen, technischen Details, wie etwa den Konverter der Lichtsäule. Diese skizzenhaften Details haben etwas von gemalten Readymades in assoziativer Nachfolge von Marcel Duchamp, Vorgefundenes das als solches auf das Licht verweist.  Nicht minder staunte der Schreiber dieser Zeilen beim Studium der kulturphilosophischen Texte, die Präg auf seiner Website platziert hat. „Bilder decken die Welt zu. Verhindert die globale Verdunkelung“, heißt es da programmatisch und eine kundige Feder entwickelt eine positive Sicht auf die Denkart der Gegenwart, die in kritischer Distanz zu der angestaubten Postmoderne eines Derrida wie nebenbei zu Begriffen wie Subjekt, Metaphysik, Transzendenz und Gott zurückfindet.
 
Von der Postmoderne als nihilistische Spielart europäischer Geistesgeschichte ist nur eine verblassende Erinnerung geblieben, eher noch präsent sind die Urväter der Moderne wie Nietzsche, Freud und Kant.  Jetzt ist der Glaube wieder da, wiewohl im Widerstreit mit anderen Weltanschauungen ist der Christ längst ein Mystiker geworden (Karl Rahner), der seinen persönlichen Glauben wirklich lebt.  In den Intellektuelle Milieus gibt es seit geraumer Zeit so etwas wie die Rückkehr der Religion, vgl. „Die Zeit“ , einst Flaggschiff der linksliberalen Revolte, gibt neben verschiedenen Weltanschauungen in der Rubrik „Glauben und Zweifeln“ spiritueller Spurensuche ein Forum. Wiewohl Hermann Präg in diesem Kontext in keinster Weise vereinnahmt werden darf und soll. 
 
Bleibt für mich erstaunlich wie seine Arbeiten implizit, und seine Texte mitunter ziemlich unverfroren und klar Nähe zur Welt des Christentums signalisieren, und so nicht nur der Kunst, sondern auch der Kirche einen möglichen Weg in die Zukunft weisen könnten.
  
Nicht von ungefähr hat Hermann Präg 2008 das Jubiläum „50 Jahre Pfarre Herz-Jesu“ und „100 Jahre Herz-Jesu-Kirche“ mit einer monumentalen Lichtinstallation gekrönt, und das, obwohl Hermann Präg „das Gefühl hatte, dass die Kirche den Bezug zur Kunst verloren hatte“. Präg war „angenehm überrascht als sein Projekt, das er einfach ins Blaue hinein geplant hatte“, genehmigt wurde. Die Lichter leuchteten damals Nächtens  nach einem vorprogrammierten Ablauf, je näher der Festgottesdienst am 23. November 2008 rückte, desto häufiger schlug der Blitz von außen ins Innere des Kirchengebäudes ein. Mit einer beinahe diebischen Freude stand Hermann Präg auf seinem Balkon, von dem er das korrekte Aufleuchten des Lichtes genau verfolgen und überprüfen konnte. (Präg humorvoll: „Für eine befristete Zeit schenkt Gott der Pfarre Herz-Jesu den Himmel auf Erden.“) Im Kontext der Herz-Jesu-Blitze schreibt er: „Eine Tanszendenzerfahrung, eine Gotteserfahrung, übersteigt jede gewohnte Sinneserfahrung. Sie wird begleitet von Glücks- und/oder Schmerzerfahrungen und führt zu einer ungewohnten Erkenntnis.“ In Anlehnung an große kunsthistorische Vorbilder liest einer bei Präg: „In Fra Angelicos `Stigmatisierung des hl. Franziskus´ führen Lichtstrahlen zu den Wundmalen Christi. Das schmerzhafte Getroffensein mit gleichzeitig offener Zuwendung wird im Bild sichtbar gemacht.“ Das ist echte Mystik. 


Im Werk von Hermann Präg ist es allerdings nur eine Facette seines Werkes, tritt man auf den anderen Balkon des Domizils von Hermann Präg, dann blickt man direkt aufs Kunsthaus, und da wird deutlich, dass Präg durch und durch Künstler ist, da moniert er die frühere Hierarchiesierung der Kunst durch die Kirche und besticht durch feine Analysen zu Valie Export. Hermann Präg steht in kritischer Distanz zu Kunst, Wirtschaft und Kirche. Seine Frage nach dem Subjekt führt unweigerlich zu Fragen der Transzendenz, die Physik schlägt in seinen Lichtsäulen in leuchtende Meta-Physik um.

Wolfgang Ölz, Galerie K12,
17. November, Vernissagerede,
schriftliches Konzept.

20111205

Arte lumínico Präg (Luces que flotan)

L'art lumière Präg (Des lumières aériennes)

Arte luminosa Präg (Luci plasmate)

Präg light art (Floating lights)

Eye-catching light columns with LEDs

sdfsfasdf

20111126

Kunst.Box


Virtuelle Kunst.Box von Hermann Präg

Von Mai 2008 bis Februar 2011 nutzte Kunst.Vorarlberg die Schaufenstervitrine des Hauses Niedermeier in Bregenz. 32 Künstler präsentierten monatlich wechselnd ihre Installationen. Mit einer dokumentarischen Fotorückschau und einem Katalog verabschiedete sich Kunst.Vorarlberg am 2. Oktober 2011 in der Villa Claudia in Feldkirch von diesem wegweisenden Projekt im öffentlichen Raum und stellten die Pläne für eine mobile Kunst.Box vor.

KünsterInnen:
2008   Roland Adlassnigg | Roswitha Buhmann | Hanno Metzler | Bella Angora | Hilda Egle-Keemink | Skok | Johannes Ludescher
2009   Edgar Leissing | Harald Gfader | Claudia Mang | Barbara Husar | Markus Grabher | Gertrude Neusser-Schopf | Brückenfest | Tobias Maximilian Schnell | Brückenfest - Evelyne Fricker, Ch.Lingg, raumhochrosen | Bettina Bohne | Hermann Präg | Oliver Bischof
2010   Harald Gmeiner | Alois Galehr | Claudia Charlotte Linder | Blackheatergallery | Ch.Lingg | Rafet Jonuzi | Ruben Aubrecht | Judith Saupper | Maria Anwander | gestern MONTFORT heute - De fellrath, Alexandra und Jonas Hock, Susanne Klein, Hans Schöpf | Philipp Leissing | Uli Knall
2011   KUSPI011 | raumhochrosen


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SWEDE DREAMS


6 Künstler aus Vorarlberg/Österreich

Hermann Präg
Kirsten Helfrich
Georg Vith
Edgar Leissing
Lana Jonuzi
Rafet Jonuzi

15.10. bis 5.11.2011
Italienska Palatset
Växjö
Schweden


20110714

Gewebtes Licht - ZKM Karlsruhe




Die ETTLIN AG hat mit ETTLIN lux® ein neuartiges Effektgewebe auf den Markt gebracht, das in Kombination mit LED-Lichtquellen dreidimensionale Lichtstrukturen erzeugt. Welche neuen kreativen Möglichkeiten sich daraus für die Lichtgestaltung ergeben, war Gegenstand des zusammen mit dem ZKM initiierten Wettbewerbs „Gewebtes Licht“. Rund 150 Bewerbungen internationaler Lichtkünstler, Designer und Architekten erreichten die Jury. Die Arbeiten 23 ausgesuchter Teilnehmer wurden im Juli 2011 im ZKM  präsentiert.

In der Ausstellung war auch meine Lichtsäule zu sehen. Ein Acrylglaszylinder in der Höhe von 2 Meter und mit einem Durchmesser von 30 cm ist mit dem Gewebe ETTLIN lux® umhüllt. Im Inneren befindenn sich  weiße LEDs und lichtleitendes Acrylglas. Das Licht der LEDs wird diffus waagrecht in die Länge gezogen und durch die Zylinderform gebogen. Das Licht verleiht dem Körper ein Volumen, ähnlich wie wenn ein Glaszylinder mit Wasser gefüllt wird. Beim Herumschreiten verändert sich der Charakter der Lichtstrahlen. Es entsteht der Eindruck von plastisch geformten und frei schwebenden Lichtern. Das Licht der LEDs wird diffus waagrecht in die Länge gezogen und durch die Zylinderform gebogen und verleiht dem Zylinder ein Volumen, ähnlich wie wenn ein Glaszylinder mit Wasser gefüllt wird. Beim Herumschreiten verändert sich der Charakter der Lichtstrahlen. Es entsteht der Eindruck von plastisch geformten und freischwebenden Lichtern.


Aussteller: Frederik Esser / Martin Ketelhut (D) - Miriam Prantl (A)  -  jjoo design (D) - Selcuk Dizlek (D) - Sophie-Carolin Wagner (A) - Martina Doll (A) - Elena und Nicola Burggraf (D) - Mathias Numberger (D) - Ignazio Tola (I) - DIKA (D/A) - Bert Löschner / Caspar Hüter / Ines Klaue / Benjamin Neumann / Falco Hoche / Benjamin Bartosch (D) - Marjorie Hernandez (YV) - Max-Gerd Retzlaff / Alex Wenger (D/CH) - Siegfried Kreitner (D) - Hermann Präg (A) - Alfred Lenz (A) - Melanie Chacko / Sandra Pföstl (D) - Gerhard Friebe (D) - Annika Hippler (D) - Markus Hoffmann / Lucas Buschfeld (D) - Gerry Amann (A) - Cornelia Rating (D)


Jury: Prof. Peter Weibel, Vorstand, ZKM, Karlsruhe - Prof. Volker Albus, Professor für Produktdesign, Prorektor an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe - Prof. Wilfried Kühn, Professor für Ausstellungsdesign und kuratorische Praxis an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe - rosalie, Lichtkünstlerin, Stuttgart  - Dr.-Ing. Oliver Maetschke, Vorstand, ETTLIN AG - Dr.-Ing. Frauke Susanne Hänsch, Leitung Entwicklung, ETTLIN AG - Dipl.-Des. Julian A. Lonsdale, Specials-Design, Marketing, Zumtobel Lighting GmbH

20100730

4. Wir heben ab!
Über den Schwebezustand einer Gesellschaft



Entwurf für das Vorarlberger Landesmuseum während der Umbauphase. Schwebezustände sind in der Kunst unter gewissen Voraussetzungen immer wieder zu beobachten.


Barock und Höhendrang

Für barocke Phasen gilt:

Leere wird durch Theatralität überspielt, Realität wird durch Künstlichkeit ersetzt und Schwere durch Leichtigkeit eingetauscht.

20100430

3. Wir heben ab!
Über den Schwebezustand einer Gesellschaft

Entwurf für das Vorarlberger Landesmuseum während der Umbauphase. Der "Human Chart" ist eine Umdeutung eines graphischen Zitates aus der Finanzwelt des Jahres 2007 und verweist auf einen Höhenflug.

Manierismus und Leere 

Manieristische Merkmale haben wir heute wie im 16. Jahrhundert. Abheben und Schwebezustände sind nach der Renaissance zu beobachtende Zustände. Brueghel und Tintoretto bringen den Betrachter zum Schweben, El Greco seine Figuren. Bei Pontormos Kreuzabnahme tänzeln die Personen, die den toten Christus tragen, immer noch auf den Zehenspitzen. Ein wesentliches Motiv fehlt: das Kreuz. Neben der Schwerelosigkeit

20100314

2. Wir heben ab!
Über den Schwebezustand einer Gesellschaft

Entwurf für das Vorarlberger Landesmuseum während der Umbauphase. Abheben steht für Erfolg und Expansion. Das Abheben erzeugt in der Kunst Schwebezustände.


Schwebezustände in der Kunst der Gegenwart 

Nicht nur die Preise der "Neuen deutschen Kunst" schweben in ungeahnte Höhen, sondern auch ihre Motive und Malweisen vermitteln ein Abheben. Es entstehen "traumartige Landschaften, labyrinthische Räume, verlassene Interieurs, quasi-surreale Kombinationen". Die Umwelt ist bei manchen Malern ein "ortloser Innen- oder Außenraum, oft eine … an künstliche Simulationen erinnernde Welt". Es sind teilweise "figurativ collagierenden Rätselmaler" und ihre "Bilder betreiben eine dezidierte Enthaltung von gesellschaftlichen Fragestellungen" (1). In einigen Bildern schweben Figuren, der Betrachter beginnt zu schweben oder auf andere Weise scheint die Schwerkraft aufgehoben zu sein.